Daten von und für Patient*innen, Bürger*innen und Klient*innen
Daten sind der Rohstoff des 21. Jahrhunderts: Durch immer stärkere Rechenkapazitäten ermöglichen heutige Schlüsseltechnologien, wie Algorithmen der künstlichen Intelligenz, die Nutzung von Daten für bisher nicht denkbare Anwendungen. Im Bereich der Pflege sind diese Fortschritte bisher oft nicht angekommen. Veraltete Strukturen sowie papierbasierte Erfüllung von Dokumentationspflichten erschweren die breite Auswertung im Sinne der Patient*innen. Die Dateninfrastruktur des CareTech OWL soll daher einerseits existierende Datenquellen auswerten können (Pflegedokumentation, Arztbriefe, …), aber auch neue Datenquellen, wie zum Beispiel (tragbare) Sensorik in der Wohnung der Patient*innen einbinden können.
Aufbau der Care-Dateninfrastruktur: Eine frühzeitige Pseudonymisierung sowie eine weitere Anonymisierung der Daten für die Nutzung in der Forschung dient der Sicherheit der sensiblen personenbezogenen Daten. Um partizipative Forschung zu ermöglichen, sollen die Daten den Patient*innen in Form des digitalen Zwillings zur Verfügung gestellt werden.
Teilhabe an der digitalen Transformation
Die gesammelten Daten ermöglichen den Einsatz von KI und Big Data Anwendungen zur Vereinfachung des Alltags von Fachkräften als auch als Feedback für die Patient*innen und deren Angehörige. Die ausgewerteten Daten bilden die Grundlage für den digitalen Zwilling (IK2), der zur besseren Verständlichkeit die Daten aufbereitet und adressatengerecht darstellt.
Schutz von personenbezogenen Daten
Bei all diesen Vorgängen spielt der Datenschutz eine entscheidende Rolle: Öffentlicher Zugriff auf sensible private und medizinische Informationen muss verhindert werden. Gleichzeitig sollen die Forschenden ungehindert arbeiten können. Dies wird durch ein mehrstufiges Pseudonymisierungs- und Anonymisierungsverfahren sowie moderne Verschlüsselungstechnologien sichergestellt. Forschende haben so Zugriff auf die relevanten Teile der Datenbanken. Über das Pseudonym können die Patient*innen und die behandelnden Fachkräfte Zugriff auf die eigenen Daten erhalten und die Ergebnisse in ihrem Alltag nutzen.
- Kurzvita
Dr. Christoph Ostrau
Ich absolvierte im Jahr 2015 den Studiengang „Mathematische und theoretische Physik“ an der Universität Bielefeld. Im Anschluss promovierte ich bis einschließlich 2022 an der technischen Fakultät Bielefeld und befasste mich mit Benchmarks für neuromorphe Systeme. Im Rahmen des Human Brain Projects widmete ich mich der Effizienz solcher Systeme und verglich den Energieumsatz mit dem des menschlichen Gehirns. Im Projekt TransCareTech, in dem ich seit Mitte 2022 für die Care-Dateninfrastruktur zuständig bin, spielt die Anforderung an Effizienz von intelligenten Algorithmen nach wie vor eine große Rolle: Mein Ziel ist es, möglichst viele der energiehungrigen Datenverarbeitungsschritte zu optimieren und lokal bei den Nutzer*innen umsetzen zu können. Patient*innen behalten so die (physikalische) Oberhand über ihre persönlichen Daten, ohne diese einem internationalen Unternehmen überlassen zu müssen.
- Mein persönlicher Fokus
Im Rahmen der Care-Dateninfrastruktur befasse ich mich mit allen Themen der Datenverarbeitung im Datenlebenszyklus: Dieser beginnt damit, Daten aufzunehmen, diese im weiteren Schritt konform mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) zu verarbeiten und schließlich zu speichern. Die Datensätze werden zur Klärung wissenschaftlicher Fragestellungen mittels Algorithmen, statistischer Verfahren und Methoden der künstlichen Intelligenz ausgewertet. Um Reproduzierbarkeit zu gewährleisten, werden die verwendeten Datensätze archiviert und in anonymisierter Form sowie unter Berücksichtigung des FAIR-Prinzips veröffentlicht. Weitere Fragestellungen aus diesem Themenkomplex befassen sich mit dem Probandenmanagement, der Zusammenführung von Datensätzen verschiedener Kontexte (beispielsweise Umfrageergebnisse der Panels oder Daten aus den CareTech-Hubs), sowie der Umsetzung von Betroffenenrechten im Sinne der DSGVO.
- Meine Vision
Die Arbeit im TransCareTech eröffnet mir zwei neue Bereiche: Zum einen lerne ich durch die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Postdocs viel Neues außerhalb der Informatik. Zum anderen bringen wir unsere Forschung in die Anwendung. Dies geschieht zum Beispiel im Rahmen der CareTech-Hubs oder in Kooperationen mit Unternehmen. Gerade diese Vielseitigkeit, die gleichen Fragestellungen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, macht das Arbeitsfeld so spannend und dynamisch. Gleichzeitig erlaubt mir diese Themenvielfalt eine Freiheit bei der Gestaltung meiner Stelle und ermöglicht mir so diejenigen Themen zu behandeln, die mich interessieren: Wie können Methoden des maschinellen Lernens und Big-Data-Anwendungen so gestaltet werden, dass sie auch Menschen nutzen, die sonst von modernen technischen Entwicklungen abgehängt oder benachteiligt würden? Inwieweit ist es möglich, solche Anwendungen unter die Kontrolle der Nutzer*innen zu bringen, so dass der die Privatsphäre der Nutzer*innen geschützt ist?
- Kontakt
Dr. rer. nat. Christoph Ostrau
+49.521.106-70227
christoph.ostrau@hsbi.de - Veröffentlichungen